Text langweilt mich. Text fasziniert mich. Wie passt das zusammen? Jeder Textfetzen ist dazu bestimmt, gelesen zu werden – sobald er in die Welt entlassen wird. Veröffentlichter Text ist niemals ein einseitiges Geschäft – vielmehr entsteht ein beidseitiges Machtgefüge. Ein Tauziehen. Ein Vertrauensverhältnis. Eine Beziehung.
Es entsteht eine Beziehung, deren Hauptverantwortung beim Schreiber liegt. Er kann Informieren. Unterhalten. Enttäuschen. Verletzen. Dem Leser bleibt nur die simple, binäre Wahl: Eins oder null. An oder aus. Lesen oder lassen. Eine simple Wahl, hinter der sich die gesamte Macht über diese Verbindung bündelt. Verantwortung und Macht.
Guter Text eines verantwortungsbewussten Schreibers liefert der Gegenseite einen Wohlgeschmack. Er vermittelt seine Nachricht fein ausgewogen und erreicht sein Ziel in der Sonne höchster Aufmerksamkeit. Der Leser hingegen lebt im Luxus, sich in den Worten zu suhlen, diese zu genießen. Oder die Arbeit des Senders zunichte zu machen. Verdient, wenn diese schlecht war. Geben und nehmen.
Klingt spannend, was langweilt mich also? Das gleiche, was jeden Leser langweilt: Stumpfer, ungeschliffener und langatmiger Text. Museumsartige Homepagetexte, meilenlange Sätze, Informationsdichte wie Partikel im Weltall. Zeit, die sich der Autor nimmt, spart er dem Leser. Kondensierte Informationen, greifbare Inhalte und unterhaltsame Bilder. Das fasziniert mich.
